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LA HAINE. Eine Hass-Revue von glanz&krawall
9. Juni 2017 @ 17:30
Er schien gar nicht mehr zum emotionalen Repertoire des modernen Menschen zu gehören; in einer enormen zeitlichen Verdichtung wird er wieder offenbar. Das Berliner Theaterkollektiv glanz&krawall versucht ihn jetzt an der Schnittstelle zwischen Musik- und Sprechtheater zu sezieren: den Hass.
„Besser seid Ihr auch nicht als wir und die Vorigen. Aber keine Spur, aber gar keine -“, schreibt Tucholsky 1926 an den zukünftigen Zeitungsleser, also an uns. Seine und andere Stimmen des frühen 20. Jahrhunderts werden in der absurden Revue LA HAINE zur Prognose, zur Drohung. Wie können wir drinnen noch entspannt Theater spielen, wenn sich draußen Apokalyptisches zusammenbraut?
Die Schauspielerinnen Katrin Kaspar, Kara Schröder und Sängerin Luise Lein erwarten mit Karl Kraus die „letzten Tage der Menschheit“, während Sounddesigner Martin Lutz mit Benjamin Brittens „War Requiem“ ein mahnendes Grundrauschen im Raum installiert. „Was ist uns das, mein Herz, all diese Lachen Blut / Und Glut, und tausend Morde, und der Seufzerhall / Der ganzen Hölle, alle Ordnung stürzend, und der Wut Gedehnter Schrei / Nichts?! … Doch, ja doch …“, fragt Arthur Rimbaud 1871 aus dem Epizentrum der Pariser Kommune. Den jungen Literaten Georg Heym, der sich wenige Jahre vor dem 1. Weltkrieg zu Tode langweilt, packt exakt diese Sehnsucht nach der totalen Auslöschung.
Hass fungiert als Versprechen, als Motor für Veränderung. Er ist Dopingmittel für ein gemeinschaftliches Werden. Gezüchtet; getriggert; also Bestandteil der Kultur. Jedoch ohne menschliches Maß. Wenn wir also davon ausgehen, in diese Kultur des Hasse(n)s hineingeboren zu sein, könnte das Theater nicht der Ort sein, diesem Verrohungsprozess von innen heraus zu begegnen?
MIT Katrin Kaspar, Luise Lein, Kara Schröder
REGIE Marielle Sterra
SOUND Martin Lutz
DRAMATURGIE Dennis Depta
BÜHNE Wiebke Bachmann
KOSTÜME Anna Søder
LICHT Martin Bretag
PRODUKTION Lara Deininger
BÜHNENBILDASSISTENZ Carolina Duarte
KOSTÜMBILDASSISTENZ Carla Satoca Berges
FOTO Ingo Tesch
Premiere: 27.04.2017, Cammerspiele Leipzig
Weitere Aufführungen
28.04. – 30.04.2017 Cammerspiele Leipzig
17.05. & 18.05., 20.05 & 21.05.2017 Theaterdiscounter Berlin
9.6.2017 UNITHEA Festival, Frankfurt (Oder)
Eine Koproduktion von glanz&krawall, Cammerspiele Leipzig und Theaterdiscounter Berlin.
Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, das Kulturamt der Stadt Leipzig und die Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung. Arbeitsstipendium im Künstlerhaus Lukas Ahrenshoop, gefördert durch das Land Mecklenburg-Vorpommern.
Mit freundlicher Unterstützung von Das Helmi Puppentheater. Beschallungstechnik mit freundlicher Unterstützung von MONACOR.